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Abenteuer Westafrika

Die Wiege des Voodoo

Voodoo ist eine Religion und Lebenseinstellung, eine Mischung aus afrikanischen Traditionen, Spiritualität und Einflüssen aus dem Christentum, die tief in der Kultur und Tradition der Länder verwurzelt ist. Er entwickelte sich ursprünglich in Westafrika, in den Ländern Benin, Togo und Ghana und verbreitete sich durch den Sklavenhandel in der Karibik und am amerikanischen Kontinent.

Der Voodoo-Glaube verehrt unzählige Gottheiten und Geister, die mit den Kräften der Natur und dem Alltag der Menschen verknüpft sind. Er soll das Haus beschützen, kleine Leiden heilen, Beziehungen in Ordnung bringen und im Beruf helfen. Die Voodoo Puppen sind eine Erfindung Hollywoods. 

Die Bewohner von Benin und Togo bekennen sich zum Christentum, dem Islam und Voodoo ist in Benin auch Staatsreligion.

Das Wort Voodoo bedeutet "Gott" und stammt aus der Sprache der Fon, einer Volksgruppe in Benin. Masken und Trancetänze sind wichtige Bestandteile des Voodoo und wehren das Böse ab.

Einmal im Jahr finden Voodoo-Zeremonien, zu Ehren des Rachegottes Kokou statt, damit er die Menschen beschützt. Am 10. Jänner  versammeln sich Voodoo Priester und Fetischisten aus ganz Afrika um ihre magischen Kräfte zu zeigen.

Überall befinden sich Fetischmärkte. Das Wort Fetisch (Zauberei, geheime Dinge) stammt aus dem Portugiesischem und wurde von den Seefahrern für die nicht verstandene Religion verwendet. Durch Rituale, Tänze, Weissagungen, Talismane und Opfer sollen die Eigenschaften und Kräfte aktiviert werden. Somit haben die Fetischpriester und Heiler, die in den Dörfern leben, eine ganz besondere Stellung.

Reiseroute

Die beiden Länder gehören sicherlich nicht zu den bekanntesten und beliebtesten Reiseländern. Für uns war Westafrika noch ein weißer Fleck auf der Landkarte und es interessierten uns nicht nur die beiden Länder Togo und Benin sondern auch  das Voodoo - Festival, das jedes Jahr am 10. Jänner stattfindet und an dem Menschen aus ganz Afrika teilnehmen. Beide Länder haben eine schwere Vergangenheit hinter sich und bemühen sich um eine menschenwürdige Zukunft.

Togo

Das Land, am Golf von Guinea gelegen,  gehört zu den Kleinststaaten Afrikas und auch zu den Ärmsten. Bis 1916 war es eine deutsche Kolonie und bis 1960 ein Treuhandgebiet der Vereinten Nationen unter französischer Verwaltung.

Schon 1857 gab es regelmäßigen Dampferverkehr mit dem deutschen Kaiserreich und es galt als "Musterkolonie".

Nach einer turbulenten Zeit hat Togo seit April 2024 ein parlamentarisches Regierungssystem. Noch heute wird an vielen Schulen Deutsch gelehrt.

Togo ist ein tropisches Agrarland, dessen wichtigste Exportgüter Phosphate, Baumwolle, Kaffee und Tee sind.


Benin

Dahomey war ein Königreich im Westen Afrikas, das etwa 260 Jahre lang, bis zur Eroberung durch die Franzosen bestand.

1960 entstand unter Bezugnahme auf das alte Königreich der moderne  Staat Dahomey, dessen Staatsgebiet sich in Teilen mit dem Gebiet des alten Königreiches deckte und seit 1990 die Republik Benin ist.



BENIN


Wir landeten zu Mittag, bei tropischen Temperaturen und  mehr als 30 Grad  in Cotonou ( Benin), wurden von unserem Guide am Flughafen abgeholt und fuhren direkt nach Ouidah, dem ehemaligen Ajuda, einst Hauptstadt des reichen Königreiches Savi. Eine schöne Fahrt entlang der Küste, deren Strand mit vielen Kokospalmen aufgeforstet wurde.

Ouidah war einst Zentrum des Sklavenhandels und ist heute ein wichtiger Ort für die Voodoo-Kultur und den Animismus. Hier fand auch das Voodoofest statt wo durch Masken - und Trancetänze das Böse abgewehrt werden soll. Wir hatten die Gelegenheit als stille Beobachter zuzuschauen und zu staunen, denn begreifen können wir das nicht.

Die Darbietungen fanden an verschiedene Plätzen statt, hier  im  Heiligen Wald, in dem auch die Statuen verschiedener Gottheiten stehen.  Es wurde getrommelt, gesungen und getanzt, bis manche in Trance fielen. Es herrschten Temperaturen um etwa 35 Grad und mehr, sowie eine hohe Luftfeuchtigkeit.

Einzug der Tänzer

Während die Musik lauter und schneller wird und die Tänze intensiver werden,  fällt einer zu Boden, wälzt sich auf der Erde und zuckt scheinbar unter Schmerzen. "Er ist in Trance, er wurde erwählt". 

Tanz der Ahnen


Tanz der "Wächter der Nacht"

Drehende "Heuschober", die wild herumwirbeln sind die "Wächter der  Nacht", die Zangbeto, die in der Finsternis vor dem Bösen schützen. Von den drehenden Strohkreiseln werden  bei diesen Temperaturen Höchstleistungen abverlangt. Man sagt, es ist der Geist Zangbeto, der hier tanzt. Zum Beweis werden die Strohmatten in die Höhe gehoben - und wirklich keine Beine sind zu sehen.

Wir besuchten einen 90-jährigen Voodoo Priester  der uns erklärte, was Voodoo bedeutet und wie er wirkt. Die Menschen hier gehen in die Kirche und zu den Ritualen, zum Arzt und zum Fetischeur.

Tor ohne Wiederkehr 

Nach einem langen Marsch wurden die Sklaven hier auf Schiffe verladen und nach Amerika transportiert.

Im Pythontempel leben ca. 50 Pythons. Einmal pro Jahr werden alle Tore geöffnet und die Schlangen können hinaus. Wer eine findet, bringt sie zurück.

Ein Boot brachte uns über den Nokone See, zum größten Pfahlbaudorf Afrikas. Fischer versuchen auf verschiedene Arten ihr Glück.

 Ganvie, das Venedig Afrikas. Das Dorf ist auf Pfählen gebaut und nur mit dem Boot erreichbar. Der Name Ganvie bedeutet "Wir haben überlebt", denn die Menschen flüchteten vor den Sklavenjägern auf den See, denn die Religion verbot den Soldaten, heiliges Wasser zu betreten.  Heute leben hier etwa 30 000 Menschen, die Tofinou, relativ autark im Einklang mit der Natur. Es gibt sogar ein Krankenhaus, eine Apotheke, eine Kirche, Hotel, Geschäfte und eine Schule.

Alle Waren werden in kleinen Booten gebracht. Die Häuser halten 7 Jahre, dann müssen sie erneuert werden.

Abomey, einst Hauptstadt des Königreiches Dahomey und über 3 Jahrhunderte Sitz von 12 Königen, die  wegen ihrer Grausamkeiten gefürchtet waren.  Der Schrecklichste war König Glele, der für seinen verstorbenen Vater einen Tempel bauen ließ,  bei dem in den Wänden das  Blut von 41 Sklaven verarbeitet wurde. Als er  starb, wurden 41 Frauen mit ihm lebendig begraben. Als die Europäer hier ankamen, wurde der Sklavenhandel ein  wichtiger Wirtschaftsfaktor.

Die Königspaläste, eigentlich UNESCO-Kulturerbe sind nicht zu besichtigen, da sie  angeblich gerade renoviert werden.

Vorbei an bunten Straßenmärkten und LKW´s mit Bauwolle beladen, fuhren wir nach Norden zur Marienpilgerstätte Dassa.

In einem Cashewbaumwald wurden wir an der Opferstelle des Schlangengottes Zeuge der Opferung zweier Ziegen.

Wir steuerten das kleine, abgelegene Dorf  Taneka Koko an,  in dem die Leute nach ihren alten Traditionen leben.  Jedes Dorf hat seinen eigenen König der die politische Macht besitzt und einen Fetisch-Chef, einen spirituellen Führer. Da sich im Laufe der Zeit die Ethnien vermischten, zeigen vertikale Narben im Gesicht die ursprüngliche Zugehörigkeit der Bewohner.

Unter einem Baum empfing uns der 74-jährige Chef- Fetischeur und Voodoo-Meister des Dorfes, nur mit einer kurzen Hose aus Pavianleder bekleidet. Angeblich darf er nur Kleidung tragen, die er selbst hergestellt hat und das Dorf nicht verlassen. Mit der traditionellen Pfeife kommuniziert er mit den Geistern der Ahnen und bittet sie um Rat.

In der Nähe des Dorfes ist der Ziehbrunnen, hier arbeiten nur Frauen.

Das Land der Somba, im Norden Benins liegt in den Atakora Bergen und ist schwer zugänglich. Hier baute das Volk der Tamberna ihre Lehmbauten zu kleinen, zweistöckigen  Burgen aus, den Tatas, um sich vor den Sklavenhändlern und Tieren zu schützen. Die Gehöfte liegen oft weit voneinander entfernt, dazwischen befinden sich Baumwollfelder und Plantagen. Unter den Strohdächern wird geschlafen und der Vorrat aufbewahrt.

Opferzeremonie für  Gesundheit, Reichtum und ein langes Leben.

TOGO

Nach Erledigung der Grenzformalitäten ging es weiter nach Kara, dem Zentrum des Kabye- Landes. Togo ist ein Vielvölkerstaat, in dem  42 verschiedene Stammesgruppen leben. Die größte Gruppe sind die Ewe, gefolgt von den Kaby.

Wir besuchten zuerst das Dorf Bassamba, in dem 800 Menschen leben. Vor jedem Haus stehen Fetische, denn jeder Hausbewohner hat seinen eigenen Fetisch.

Es wurde für uns gesungen, getrommelt und getanzt, als wir das Dorf verließen.

Bei einer kurzen Wanderung zu einem "Hexenfelsen" kamen wir an einer vierklassigen Landschule vorbei.  Die jüngeren Schüler schreiben auf Schiefertafeln, erst die Größeren bekommen Bücher.  Eine Spende soll es dem Direktor ermöglichen, Strom in die Klassenzimmer zu leiten.

Kolonnen  an überbeladenen LKW`s  warteten auf die Weiterfahrt in Richtung Burkina Faso, da die Grenze wegen eines Terrorüberfalls gesperrt war.

Wir aber erreichten Atakpame, einst Residenzstadt der deutschen Gouverneure und zentrale Telegraphenstation zwischen Namibia, Togo, Benin und Berlin. Leider sind nur noch Reste erhalten.

Der Ort Kouma Konda in Kpalime, in den Bergen gelegen, war einst  von den Kolonialherren ein beliebtes Ausflugsziel, da es  aufgrund seiner Höhenlage angenehme  Temperaturen bot. Auch wir genossen den Wald und die angenehme Kühle (30°).  Das ehemalige Krankenhaus ist heute ein Hotel.

Das Kunsthandwerkszentrum bietet jungen Menschen die Möglichkeit einer Fachausbildung.

Ledige Frau

Verheiratet

Schneiderinnen und Friseurinnen präsentierten fröhlich und selbstbewusst ihre Arbeiten.

Bereits vor mehr als 100 Jahren gründeten 8 Frauen aus reichen Familien eine, bis heute bestehende Textilindustrie. Heute werden die Stoffe zum Bedrucken nach Holland geschickt und zurück im Land verarbeitet.

Die bunten, leuchtenden Farben, die Männer und Frauen tragen sind ein wunderbarer Blickfang. Wir waren vom riesigen Stoffangebot in den Geschäften und den Märkten überfordert.

Lome, Hauptstadt Togos, eine bunte, lebendige und laute Stadt. Jeder lacht uns an und wünscht ein`bonne arrivee`.  Eine Besonderheit ist der Fetischmarkt Akodessewa,  auf dem Gegenstände, tote Tiere und Substanzen, die man für die  Voodoopraktiken und Zeremonien braucht, angeboten werden und der als der größte Fetischmarkt der Welt gilt.  Auf dem Markt finden auch Beschwörungen statt, wo Kranke Heilung suchen.

Der Palast von Lome war der Größte und Eindruckvollste aller Paläste der deutschen Kolonien und wurde 1905 eröffnet. Er war Sitz deutscher Gouverneure, später der Briten und Franzosen und nach der Unabhängigkeit zweier togoischer Präsidenten. Die Lage, nahe am Meer. sollte die Besatzung der vorbeifahrenden Schiffe beeindrucken. Heute befindet sich hier ein Museum für moderne afrikanische Kunst.

Auf die Frage: " Was können wir von Afrika lernen" , gab es immer die gleiche Antwort:


"Geduld, Gelassenheit und Freundlichkeit".


Durch den Sklavenhandel kam auch der Voodoo in die Neue Welt. Einer der grausamsten Könige war König Ghezo, der  auf  dem Marsch von Abomey ans Meer tausende Sklaven als Menschenopfer für seine  Voodoo Götter ermorden  und opfern ließ. Angeblich tat er alles, was die Briten von ihm  verlangten, außer den Sklavenhandel einzustellen. 1850 wurde in Brasilien das Antisklavereigesetz verabschiedet,  was langsam zum Rückgang des internationalen Sklavenhandels führte. In den 4 Jahrhunderten sollen etwa 15 Millionen Sklaven verkauft worden sein.



Sklavenhandel

An den " point of no return", erinnert heute ein Torbogen in Quidah, Benin, von wo aus Millionen Menschen aus Togo, Benin und Nigeria auf europäische Schiffe gebracht wurden. Die Jagd auf die Menschen war eröffnet, als man begann Menschen gegen Waren und Kriegsmaterialien zu tauschen. 7 Frauen wurden gegen eine Goldkette getauscht. Nicht nur die Europäer, sondern auch die Dahomey Könige profitierten vom Sklavenhandel.

Amazonen

Bekamen Sklaven auf dem Gebiet von Dahomey ein Kind, wurde es automatisch als Kind des Königs angesehen und die Mädchen zu Amazonen ausgebildet. Manche wurden von ihren Männern zum Militärdienst angemeldet, weil sie als Ehefrauen zu widerspenstig waren. Sie wurden darauf trainiert stark, schnell und rücksichtslos zu sein, sowie Schmerzen zu ertragen. Somit waren sie den männlichen Kämpfern überlegen und stellten zwischenzeitlich ein Drittel der Armee Dahomeys. Die europäischen Kolonialmächte fürchteten die Brutalität und Gnadenlosigkeit der Amazonen.

Quellen: "Die furchterregensten Frauen der Geschichte waren die afrikanischen Kriegerinnen", publikum.net, 12.1.2021 ; Wikipedia : Benin, 17.11.2024; Wikipedia: Togo, 17.11.2024;  Kleine Zeitung: Voodoo in Westafrika, 3.7.2023, Berichte und Informationen der einheimischen Guides; Alle Fotos wurden mit ausdrücklichem Einverständnis der betroffenen Personen gemacht. Die Fotos sind urheberrechtlich geschützt.